Kommentar: Computerspielpreis eine Farce?
Schon vor der Vergabe des Deutschen Computerspielpreis wurde gelästert, Köpfe geschüttelt oder auf irgendeiner anderen Weise das eigene Unverständnis über diesen Preis ausgedrückt. Nichtsdestotrotz wurde der Deutsche Computerpreis am 29.04.2010 vergeben und wie immer gab es Gewinner und Verlierer.
Letztendlich triumphierte mal wieder die Politik, während die Computerspiele-Branche den Preis eher als Verhöhnung ihres Schaffen betrachten könnte. Es mutet schon seltsam an, wenn ein Anno 1404 nicht nur den Preis als „Bestes Deutsches Spiel“ gewinnt, sondern darüber hinaus auch noch den Preis als „Bestes internationales Spiel“. Nation, International – Scheiß egal!? Auf der offiziellen Website des Deutschen Computerspielpreis steht bei der Beschreibung des „Bestes internationales Spiel“ immerhin:
Der Sonderpreis „Bestes internationales Spiel“ wird für bis zu drei Spiele aus internationaler Produktion verliehen. […]
Alles also nur ein versehen? Mitnichten, eher ein ausgeklügelter Plan, der nach und nach Gestalt annahm. Ursprünglich sollte die Entscheidung für das beste Internationale Spiel zwischen den Games „Professor Layton und die Schatulle der Pandora“, „Dragon Age Origins“ und „Uncharted 2“ fallen. Dabei hatte „Uncharted 2“ die besten Chancen, bis auf die Tatsache, dass darin auch geschossen wird. Das Todesurteil für das Spiel und damit gleichzeitig auch der Todesstoß für die Kategorie. Ohne Spiel, kein Preis. Doch ohne Preis, drohte die Industrie, die mit 50 Prozent der Finanzierung am Computerspielpreis beteiligt ist, ihre Mittel einzufrieren.
Ein Ersatzspiel musste also nachnominiert werden. Alternativen hätte es bekanntlich viele gegeben, schließt man aber jegliche, noch so winzige Gewalt aus, bleibt nicht mehr viel übrig. Letztendlich wurde es also Anno 1404, schließlich sei dieses in mehr Ländern als alle Annos vorher erschienen. Dass man damit gegen die eigenen Voraussetzung verstößt, da das Spiel in Deutschland und nicht wie vorgeschrieben im Ausland entwickelt wurde, interessiert bei den Verantwortlichen niemand.
Auch nächstes Jahr soll der Deutsche Computerspielpreis wieder verliehen werden, der Sinn dürfte bis dahin aber auch nicht Größer geworden sein.