Attentat 1942 Test

Nicht nur aufgrund seiner knackigen Spieldauer ist Attentat 1942 ein kurzweiliges Vergnügen, das nicht nur Fans von historisch akkuraten Titeln anspricht. Die Adventure-Elemente machen Spaß und laden ein, Hinweise zu sammeln und das düstere Rätsel im Kriegsdeutschland der 1940er Jahre zu lösen.

Gameplay für Geschichtsfans

Das Gameplay von Attentat 1942 setzt sich aus interaktiven Gesprächen, Comics und digitalisierten historischen Aufnahmen zusammen. Im Stile eine Collage wird in düsteren Grautönen, die für die Ereignisse aus dem Jahre 1943 stehen und Interviews in Farbe, die den Bogen zu aktuellen Zeitzeugenberichten schlagen, die Geschichte des Kriegs erzählt.

„Das Spiel wurde auf der Grundlage von persönlichen Erinnerungen, interaktiven Comics und authentischem Bildmaterial geschaffen“, so der Entwickler. „Du wirst mit Zeitzeugen sprechen, in ihre Erinnerungen eintauchen und die vergessene Geschichte Deiner Familie durchleben.“

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Ebenjene Geschichte beginnt, als der Großvater des Protagonisten verhaftet wird. Kurz nach der Ermordung Reinhard Heydrichs, ein hochrangiger Offizier im Nationalsozialistischen Deutschland und mitbeteiligt am Holocaust, steht der Spieler vor der Aufgabe, die Rolle des Großvaters im schwelenden Krieg aufzuklären. Welche Beteiligung hatte er an den Kriegsverbrechen? Warum verschwieg er sein Doppelleben vor seiner Familie? Die Antwort mag sich für den Spieler als bedrückend entpuppen. Die Geschichte des Spiels rückt allerdings nicht nur das namensgebende Attentat und seine Folgen in den Vordergrund. Der Fokus liegt auf der Aufarbeitung der Ereignisse der verschiedenen Familienschicksale. Die acht Spielfiguren decken gemeinsam mit dem Spieler akribisch das Rätsel um den verschleppten Großvater auf. Eine einzigartige Verbindung aus Fakten und persönlichen Schicksalen schafft ein Spielerlebnis, das historisch akkurat ist und den Zweiten Weltkrieg seriös aufarbeitet. Kurzweilige Minispiele schaffen die notwendige Distanz zur dunklen Hintergrundgeschichte.

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Gameplay: Interviews und Minispiele

Ein Großteil der rund drei stündigen Spieldauer verbringt der Spieler damit, mit Zeitzeugen zu sprechen. Wer die richtigen Fragen stellt, schaltet neue Informationen frei und deckt Einträge in der Enzyklopädie auf, die wertvolles Hintergrundwissen bieten. Sämtliche Antworten werden in Form eines Interviews wiedergegeben. Damit unterscheidet sich Attentat 1942 deutlich von anderen Genre-Vetretern.
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Abwechslung bieten Minispiele wie das Studieren von Gedichtbändern aus den 40er Jahren und die Suche nach wertvollen Hinweisen in alten Fotografien. Anders als andere Genre-Vertreter, wird der Spieler in Attentat 1942 jedoch nicht für falsche Entscheidungen bestraft. Damit ist das Tschechische Werk weniger ein Spiel als ein interaktiver Film, den der Spieler hauptsächlich aus der Beobachterperspektive miterlebt.

Sound und Untertitel

Die besondere Mischung aus Videosequenzen mit Schauspielern und der düsteren Comicgrafik macht den Charme des Titels aus. Gespielt werden kann auf Englisch, Deutsch oder Tschechisch. Das beeindruckende tschechische Synchronisation tröstet über die fehlende deutsche Vertonung hinweg.


Die Unterhaltungen mit den Zeitzeugen stehen dabei immer im Konflikt mit den eigenen Leben der Protagonisten. So wird dem Spieler nach jeder erfolgreichen Fragerunden ein Punktestand präsentiert, der auf der Anzahl der recherchierten Informationen basiert. Erfolgreiche Interview-Fragen belohnt das Spiel mit den sogenannten Token, die anschließend eingesetzt werden können, um einen Interview-Ausschnitt erneut anzusehen.

Alternative Enden und Achievements

Mit einer Spielzeit von lediglich drei Stunden ist Attentat 1942 ein vergleichsweise kurzes Spielerlebnis. Doch in diesen drei Stunden werden die Ängste und Wirren des Zweiten Weltkriegs in ihrer Gänze eingefangen und an den Spieler übermittelt. Durch verschiedene Perspektiven durchlebt der Spieler noch einmal die schwierigen Entscheidungen der Überlebenden und kann aktiv daran teilhaben.Je nachdem, wie sich der Spieler in Interviews und Minispielen schlägt, warten am Ende verschiedene Enden.

Richtige Entscheidungen und besonders genaues Ermitteln an den realistisch gezeichneten Schauplätzen werden vom Spiel mit Achievements belohnt. Damit lässt sich auch die integrierte Enzyklopädie füllen, die bei unbekannten Begriffen per Mausklick aufgeschlagen wird.
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Fazit: Preisgekrönter Titel mit Anspruch

Mit Video-Sequenzen im Stile von Kisima Innitchunas „Never Alone“ ist Attentat 1942 eine besondere Mischung aus Realismus und Fiktion gelungen. Die Botschaft, die das Spiel übermittelt, ist eine des Verstehens und Begreifens. Die Spieler lernen spielend, wie das Leben im Dritten Reich war und wie die dunkle Dekade das Leben der Überlebenden über Jahre hinweg geprägt hat.

Attentat 1942 wurde Anfang September in Deutschland veröffentlicht. Das historische Detektiv-Spiel basiert auf dem Spiel „československo 38-89: Atentát”, welches 2015 in der Tschechischen Republik erschienen ist. Das Spiel gewann diverse Preise, darunter „Spiel des Jahres“ und den „Games Learning Society Showcase Award“. Nach Attentat 1942 dürfen Spieler gespannt darauf warten, welche Spiele die Tschechische Wissenschafts-Akademie in Zukunft veröffentlichen wird. Geplant sind Titel bis einschließlich zum Jahr 1989, wobei die wichtigsten Jahre in der Geschichte abgedeckt werden sollen.

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