Dragon Nest Test

dragon-nest_logoWas lange währt, wird endlich gut: Hüpfen Spieler in Amerika und Asien schon dutzendfach durch bunte Welten, musste der Europäer lange Zeit in die Röhre schauen. Endlich hat sich Entwickler Eyedentity Games aufgemacht, Dragon Nest auch in hiesige Gefilde zu exportieren und das, laut eigener Aussage, flotteste Action-MMORPG zu präsentieren. Mit Anime-Optik und einem angeblich einzigartigen Kampfsystem lockt die Werbemaschinerie, die in üblicher Weise nicht mit Superlativen geizt. Doch das wäre bekanntermaßen auch nicht Sinn der Sache. Die sich stellenden Fragen liegen auf der Hand: Kann Dragon Nest den Vorschusslorbeeren gerecht werden? Was erwartet den Spieler? Wird der hoffnungslos überlaufene MMORPG-Markt wirklich noch einmal komplett durchgeschüttelt? Der Dragon Nest Test bringt Antworten!

Mama, wir haben ein Problem!

Man kennt sie: Fürchterliche Wesen, die einem Liebe und Geschenke abspenstig machen, jede Menge Nerven kosten und nur deshalb nicht über den Jordan geschickt werden können, weil sie dummerweise das gleiche Elternhaus teilen. Geschwister waren schon immer die Wurzel allen Übels. Es ist kein Zufall, dass selbst die Geschichte des bekanntesten Bruderpärchens, Kain und Abel, kein gutes Ende nahm. Und – oh Wunder! – auch im magischen Universum von Dragon Nest ist es selbstverständlich ein verzanktes Geschwisterpaar, das den Grundstein des Fantasy-Abenteuers legt.
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Das Leben in Lagendia hätte dabei gar nicht gemütlicher laufen können. Das von der Göttin Altea geschaffene Land erfreute sich über friedliche Einwohner – Kriege und Schlachten waren so unbekannt wie ein fünf Meter großes Spinnenwesen. Doch lange sollte der Frieden nicht halten, als die heißgeliebte Göttin von ihrer eigenen Schwester Vestinel vergiftet wurde. Das nun obligatorische Ziel: Ein Gegenmittel muss her. Und wie es der Zufall so will, können die dafür nötigen Zutaten nur an der Quelle des eigentlichen Todestrunkes extrahiert werden. Dass auf dem Weg zahlreiche Dungeons und fiese Monster warten, versteht sich ganz von selbst.

Die Suche nach Rose

Zu viele Details über den Schwesternzwist gibt es zunächst allerdings nicht. Kaum im Reich gelandet, wird das junge Mädchen Rose auch schon verschleppt. Was es mit der Kleinen auf sich hat, bleibt zunächst ein Rätsel. Erst Gespräche mit den Dorfbewohnern lassen erahnen, dass ihr Schicksal auf irgendeine Art und Weise mit dem des Landes verknüpft ist. Einfach erweist sich ihre Rettung nicht, denn kaum ist der erste Boss erschlagen, rückt auch schon ein neuer an, um das Mädchen in seine Klauen zu bringen. Die wirklich gute Animegrafik erinnert schnell an Final Fantasy IX. Selbst das Charakterdesign und die anfängliche Geschichte sind letztendlich nicht so weit voneinander entfernt.
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Klassische Charakterwahl

Die Auswahlmöglichkeiten der eigenen Charakterisierung bewegen sich auf nahezu üblicher MMORPG-Art. Der Spieler kann sich zwischen einem Krieger, der Bogenschützin, dem Kleriker, einer Zauberin sowie einer Akademikerin entscheiden. Dass die jeweiligen Vor- und Nachteile aller Klassen beachtet werden, nährt den klischeehaften Eindruck, der in dieser Form allerdings keineswegs als nachteilig angesehen werden sollte. Wie üblich verfügt der Krieger über größere Nahkampffähigkeiten als der Bogenschütze, der Großteil der Werte kann jedoch mit höheren Leveln individuell verfeinert werden. Riesige Charakteristiken sollten wahrlich nicht erwartet werden. Optisch hält sich der Freiraum doch ziemlich in Grenzen. Und wer regelmäßig durch die Landen streunt, wird nicht nur einmal über Avatare stolpern, die auf verblüffende Weise – wie sollte es anders sein? – bösartige Zwillinge sein könnten.
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Dynamik als strategisches Element

Große Phasen der Eingewöhnung bleiben aus. Noch bevor die Steuerung überhaupt richtig verinnerlicht werden kann, knallt es bei Dragon Nest auch schon gewaltig. Grundsätzlich sollte nicht erwartet werden, große taktische Gedanken aufkommen lassen zu müssen. Der Kampfstil ist dabei zwar wirklich dynamisch und flink, aber keineswegs die versprochene Neuheit. Im Wesentlichen wird der Gegner in Reichweite mit einer Spezialattacke attackiert und mit den verbliebenen Aktionen vom Schlachtfeld getilgt. Das Kampfsystem selbst erweist sich relativ schnell als unglaublich monoton, auch wenn die Angriffsstärke abhängig vom Level erhöht werden kann. Gerade mit erhöhten Fähigkeiten kann die ein oder andere Spezialisierung erlernt werden, doch ändert sich am eigentlichen Konzept nicht viel. Äußerst positiv hingegen sind die Animationen der Kämpfe, die durchweg flüssig und aufwändig über den Bildschirm flimmern. Wer über die üblichen Schwächen hinwegsehen kann, wird beim Kämpfen unterm Strich doch mehr Spaß als Frustration erleben. Und viel mehr sollte von einem MMORPG heutzutage nicht erwartet werden.
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Wo ist die Rüstung hin?

Zumindest minimale taktische Elemente kommen bei der Wahl der Rüstung auf. Wie so oft entscheidet vor allem die Kleidung über das Weiterkommen im Spiel. Wer in den vielen Dungeons nicht direkt wieder von vorn beginnen möchte, sollte permanent seine Accessoires im Blick behalten. Der Haken: Ausrüstung bleibt nicht ewig bestehen, wann immer möglich, sollte der Schmied angepilgert werden, damit nicht nur die Items auf den neuesten Stand gebracht werden können, sondern möglichst auch direkt verbessert werden. Dazu kommt ein Wahrscheinlichkeitswert, der es unmöglich macht, vom Fleck weg als goldener Superritter durch die Gegend zu turnen. Neben dem Schmied können außerdem Auktionshäuser angesteuert werden, damit gebrauchte Rüstungen gekauft oder verkauft werden. Es klingt absurd, aber tatsächlich ist das Spiel mit den Items interessanter als das Werkeln an der Optik des Charakters.

Eine Frage der Schwierigkeit

Ohne jeden Zweifel richtet sich Dragon Nest an wirklich jeden Spieler. Die vielen Browsergames haben es in den letzten Jahren vorgemacht: Schon lange sind Abenteuer dieser Art nicht mehr nur noch Hardcore-Zockern vorbehalten, die den ganzen Tag daheim verbringen. Auch Casual Gamer können problemlos mit Dragon Nest warm werden. Der Grund: Der Schwierigkeitsgrad ist völlig individuell einstellbar. Somit wird es auch den Spielern möglich, wichtige Dungeons zu bestehen, die nicht pausenlos vor der Kiste hängen können, um Crafting- und Levelprozesse hinter sich zu bringen. Überhaupt macht das fernöstliche Spiel vieles richtig, was bei Genrevertretern derzeit noch falsch läuft. Grafik und Sound sind bestechend, die Idee nicht neu, aber ausreichend und das Spielprinzip für jeden ansprechend.

Fazit

Nein, Dragon Nest ist keine Sensation. Nein, Dragon Nest ist kein Meilenstein der MMORPG-Kunst. Nein, Dragon Nest ist auch nicht perfekt. Aber in jedem Fall ist Dragon Nest eine unheimlich kreative Wucht, die mit erstklassigen Ambitionen überzeugt. Und auch wenn nicht alles einschlägt wie eine Bombe, fällt es schwer, nicht automatisch Höchstnoten zücken zu wollen. Denn unterm Strich ist Dragon Nest in der Tat für restlos jeden interessant, der sich auf ein Abenteuer mit putziger Grafik einlassen kann und möchte.

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